Rettungsstationen

Strandungen an der wilden Westküste

An diesem Küstenabschnitt ist die Nordsee ungezähmt und wild. Heftige Stürme, unberechenbare Strömungen und nirgendwo Häfen um Schutz zu suchen ... das führte über viele Jahrzehnte hinweg zu unzähligen Strandungen und Schiffsuntergängen.

Um Schiffbrüchigen zu helfen oder Schiffsunglücke zu vermeiden, wurde bereits 1852 ein Rettungswesen aufgebaut. Schon im Jahr 1876 gab es hier ein Bootshaus für das große Rettungsboot.

Alarm: Der Rettungseinsatz

Wurde Alarm ausgelöst, musste das Rettungsboot schnellstmöglich an den Strand gebracht und zu Wasser gelassen werden.

Das liest sich hier so einfach, aber die Rettungskationen waren richtig, richtig hart. Bei Orkan und Sturzregen, im Winter mit Schnee und Eis - oft waren die Einsätze mitten in der Nacht - mussten die Retter raus.

Mindestens 12 Mann waren bei der Rettungsaktion nötig: 10 an den Rudern, ein Steuermann und einer an der Winde. Oft waren bis zu 16 Männer beteiligt. Das schwere Boot wurde von 8, manchmal sogar von 10 kräftigen Pferden an den Strand und ins Wasser gezogen. Oft musste zusätzlich noch der → Raketenapparat mitgeschleppt werden.

Gleich hinter den Dünen verlief der sogenannte Rettungsweg auf dem das Rettungsboot zum entsprechenden Strandabschnitt transportiert wurde.

Strandwächter und Aberglaube

Nachts patroullierten die Strandwächter und hielten Ausschau nach Schiffen, die der Küste zu nahe kamen. Jedem von ihnen war ein Strandabschnitt zugeteilt. In einer Nacht gingen sie bis zu 18 km – 9 km nach Norden und 9 km zurück nach Süden. Sie mussten die Strecke ganz allein und in völliger Dunkelheit laufen, denn hätten sie ein Licht mitgenommen, hätte es von der See aus wie ein anderes Schiff ausgesehen und die Seeleute fehlgeleitet. Viele fürchteten sich vor den Geistern der Toten und waren sehr abergläubisch. Für ihren mutigen Einsatz bekamen sie damals 90 Øre die Stunde.

Neues Telefonsystem und kleine Geheimnisse

Das Rettungswesen wurde ständig verbessert. Ab 1875 konnten die Strandwächter über ein eigenes Telefonsystem Alarm geben. Im Jahre 1894 gab es dann schon ein zusammenhängendes, koordiniertes Rettungstelefonsystem – von Skagen bis Søndervig – mit insgesamt 185 Telefonstationen.

Lustige Notiz am Rande: Diese Stationen wurden ab und zu auch privat genutzt. So ganz regelgerecht war das natürlich nicht. Und es konnte ein sehr spezielles Erlebnis sein, denn in den anderen Stationen konnte jeder mithören – da blieben die kleinen Geheimnisse dann manchmal doch nicht sooo geheim, wie sie es vielleicht hätten bleiben sollten.